Tag 10 View Point und Abschied von Ko Phi Phi
- Heike Panagoulias
- 15. Dez. 2024
- 6 Min. Lesezeit
Der letzte Tag hier auf dieser Insel ist angebrochen. Ich wollte noch zu diesem View Point gehen, von dem viele im Internet wegen der Aussicht geschwärmt haben. Ein Ticket für meine Weiterreise morgen besorgte ich mir bei der Gelegenheit und an einen dieser traumhaften Strände wollte ich unbedingt auch noch liegen, das hatte ich bis auf dem Ausflug, noch nicht gemacht seit ich in Thailand bin.
Aber natürlich fängt man so einen entspannten Tag mit einem gemütlichen Frühstück an.
Nachdem mir das nette Café so gefallen hat, bin ich direkt dort nochmal hin.
Was für ein toller Start in den Tag.
So langsam merkte ich, wie ich wirklich innerlich zur Ruhe kam. Ich empfand es bisher immer unangenehm, alleine in einem Café oder Restaurant zu sitzen. Wenn ich das gemacht habe, dann hatte ich entweder ein Buch oder eine Zeitschrift dabei oder man schaute die ganze Zeit in sein Handy.
Hier habe ich angefangen, mir einfach nur die Umgebung anzuschauen, die Leute zu beobachten und meinen Gedanken nachzugehen.
Ich spürte eine innere Zufriedenheit und ich genoss es in vollen Zügen, meinen Tag voll und ganz so zu gestalten, wie es mir gerade in den Sinn kam. Das empfand ich schon vor einigen Tagen in Chiang Mai so, aber nun kam noch die innere Ruhe dazu.
Wie, du willst alleine nach Thailand?
Findest du niemand, der mitgeht?
Hast du keine Angst so ganz alleine nach Thailand?
Was machst du, wenn dir etwas passiert?
Meinst du nicht, du mutest dir zu viel zu?
Hältst du es wirklich für eine gute Idee alleine zu reisen, nach allem was du durchgemacht hast?
Willst du nicht wenigstens mit einer Reisegruppe reisen?
Das sind nur einige von den Fragen, die ich mir in den Wochen vor meiner Reise angehört habe.
Man hört die Sorge die alle hatten, deutlich heraus. Aber nicht nur die Sorge um mich, sondern auch die Sorge vor dem Alleinsein. Und sicher, ohne jemandem zu nahe zu treten, die eigene Angst vor dem Alleinsein.
Alleinsein heißt aber nicht einsam sein. Es ist ein großer Unterschied.
Einsam war ich auf meiner Reise nicht. Es gab so viele nette Begegnungen und Unterhaltungen. Einsam fühlte ich mich keinen einzigen Moment.
Meine letzten 20 Jahre wurde mein Alltag durch Familie und Kinder bestimmt. Das kennt jeder. Und das ist für diese Zeit auch richtig und in Ordnung so. Ich hätte mir diese Zeit nicht anders gewünscht. Ich wusste immer, meine Zeit kommt wieder, wenn die Kinder alt genug sind und ihre eigenen Wege gehen. Dann kommt auch der Zeitpunkt, an dem ich mich auf mich und meine Zeit freuen kann.
Und nun bin ich hier.
Ich gebe zu, es war anfangs nicht ganz freiwillig.
Durch den Tod meines Sohnes hat sich in meinem Leben viel verändert, auch die Sicht auf das Leben.
Ich wollte eigentlich eine Reha machen, die ich leider nicht genehmigt bekommen habe. Aber dieses Gefühl, raus zu müssen und der Wunsch nach einem Tapetenwechsel ist dennoch geblieben.
Relativ schnell war klar, dass ich nach Thailand möchte. Wenn schon keine Reha, dann wenigstens Urlaub. Ideal war über den Jahreswechsel, da wir in der Firma bis Anfang Januar geschlossen haben. An diese Zeit könnte ich noch die 3 Wochen Urlaub dranhängen. Mir gefiel meine Idee immer besser. Aber wer könnte mitreisen? Ich wollte auf jeden Fall mehr wie 3 Wochen eine Auszeit haben. Das war schon für die meisten in meinem Umfeld nicht machbar. Hinzu kommt, dass nicht jeder stundenlang am Strand liegen möchte oder mehrere Tage hintereinander auf Sightseeingtour geht und dann noch das scharfe Essen liebt. Ich wollte in diesen 3 Wochen absolut keine Abstriche machen. Das Bild von der Reise in mir nahm Form an und innerlich freundete ich mich immer mehr damit an.
Und dann... Die, die sich im Traum nicht vorstellen konnte, jemals alleine in den Urlaub zu fahren! Alleine Essen gehen... die meisten die das lesen, wissen was ich meine.
Und Leute! Macht es! Lasst euch auf dieses Abenteuer ein. Es tut so gut, die Zeit nach den eigenen Bedürfnissen zu genießen. Ich stehe eigentlich immer noch ziemlich am Anfang meiner Reise und ich merke aber jetzt schon, wie gut es tut. Gedanken die man hat, einfach mal in Ruhe zu Ende denken. Oder einfach eine lange Zeit diesen Gedanken nachzuhängen... ich empfand es mit der Zeit als purer Luxus.
Ich merkte auch, dass die anfängliche Überwindung raus zugehen, raus in dieses fremde Land, mir immer leichter viel. Bis ich letztendlich gar nicht mehr darüber nachgedacht habe. Es kostete mich überhaupt keine Gedanken mehr, mich jeden Tag auf ein neues Abenteuer einzulassen.
Ich achtete eigentlich immer mehr darauf, dass mir nichts entgeht was ich hier noch erleben möchte.
Und so bin ich hier eine halbe Ewigkeit im Café bei meinem Frühstück gesessen, mit der ein oder anderen Tasse Kaffee, einem traumhaften Blick auf den Strand und das Meer. Barfuß und völlig entspannt sitzt man dort, horcht aus welchen Ländern die Menschen an dem Nachbartisch sind und beobachtet, wie Gäste kommen und gehen oder einfach nur an diesem Café hier vorbeigehen.
Zeit, diesen Gedanken nachzugehen, die einem durch den Kopf gehen.
Der View Point, von dem es insgesamt drei gibt, standen für mich heute noch auf dem Programm. Ich war ziemlich neugierig, da der Weg und auch wie beschwerlich dieser Weg sei, total unterschiedlich beschrieben wurde. So bin ich gut ausgestattet mit guten Schuhen, Wasser, Sonnenschutz und Neugierde losgegangen.
Man bummelt erst nochmal durch die ganzen netten kleinen Gässchen hier auf dieser Insel und folgt der Beschilderung. Dann kommen schon die ersten Treppenstufen. Erst noch an Restaurants und Apartments vorbei und dann nur noch Natur.

Es war heiß. Es war anstrengend! Die vielen vielen Treppen, die Sonne und die Temperaturen machen es einem nicht leicht. Relativ weit oben angekommen, war eine kleine Sitzgelegenheit unter einem Baum. Trinken, Luft holen und ein bisschen die Aussicht genießen! Und den Blick nach unten, was man schon geschafft hat, hahaaaaa!
Ein paar Stufen noch, dann kommt man an den Eingang zum View Point 1. Das ist ein privates Gelände einer Familie. Man bezahlt einen kleinen Eintritt von rund 80 Cent und geht durch einen wunderschön angelegten Garten.
Es war ein wunderschöner Ausblick auf Ko Phi Phi, von hier schon! Der Garten war wirklich sehr liebevoll mit vielen kleinen Sitzgelegenheiten, Kunstobjekten und Statuen angelegt. Man hat hier einen tollen Blick auf die Zwillingsbuchten Tonsai und Loh Dalam.

Es geht weiter die Treppen nach oben durch das wunderschöne Grundstück dieser Familie.

Man kommt nach einiger Zeit an den View Point 2. Dorthin kommt man nach ungefähr 20 Gehminuten und wird mit einem wunderschönen Blick für die Anstrengung belohnt

Man spaziert hier durch Natur, hört den Wind und einige Vögel, sieht viele Pflanzen und natürlich einige Touristen, die sich bei diesen Temperaturen auch hier nach oben quälen. Aber ihr werdet mir zustimmen, die Anstrengung hat sich für diese Bilder gelohnt. Man macht automatisch genug Pausen, da man immer wieder stehen bleibt, den Ausblick genießt und Fotos macht.
Der Weg geht weiter steil nach oben zu dem letzten View Point.
Hier gibt es ein Café, das von der Familie betrieben wird und eine tolle Plattform für jede Menge toller Fotos und Videos
Und natürlich gab es für mich hier einen eiskalten Eiskaffee, omg war der lecker! Genau das Richtige nach dem anstrengenden Aufstieg und dem atemberaubenden Ausblick. Er lädt zum Verweilen und Genießen ein. Ich suchte mir ein schattiges Plätzchen, trank in aller Ruhe meinen Kaffee und ließ die Aussicht einfach auf mich wirken. Was soll ich sagen? Es war einfach nur schön!
Ich habe noch einige Fotos und Videos gemacht, bevor ich mich auf den Weg nach unten machte. Hier entdeckte ich nicht nur weitere schöne Ausblicke und Statuen, sondern auch wieder mega entspannte Katzen... ehrlich, ich dachte sie lebt nicht mehr. Sie hat geschlafen, tief und fest!
Nach der anstrengenden Tour machte ich mich auf den Weg zum Strand. Ich entschied mich für die ruhige Seite der Insel und fand ein traumhaftes Plätzchen unter einem Baum. Hier blieb ich den restlichen Nachmittag und genoss einfach den warmen Sand, das kühle Meer, die leichte Brise und - ihr werdet es nicht glauben - einem Kaffee
Bei all den schönen Dingen, die ich heute gesehen habe, ließ mich der Gedanke nicht los, warum ich hier war. Dieser tiefe Schmerz trieb mich hierher ins Paradies. Ich konnte es nicht vermeiden, dass mir bei diesen Gedanken ein paar Tränen gelaufen sind.
Ich ging irgendwann zurück zu meinem Hotel um meine Sachen für morgen ordentlich zu packen. Mein Ticket und die Abfahrtszeiten zu kontrollieren und natürlich wollte ich ein letztes Mal in der Garküche meines Vertrauens etwas leckeres essen. Ein letzter Besuch in einer schönen Strandbar wollte ich mir auch nicht entgehen lassen. So ließ ich meinen letzten Abend hier auf dieser Insel genauso entspannt ausklingen, wie der ganze Tag schon war.
Fazit des Tages:
Es ist schadet nicht, sich vorher im Internet über vieles zu informieren. Die Meinungen gehen oft weit auseinander, das wissen wir alle. Leider neigen wir oft dazu, das Negative zu sehen und uns ausgiebig darüber auszulassen. Das war hier bei dieser Insel auch so. Partyinsel, viel zu laut, zu viele Touristen... ja das trifft schon zu. Man darf die wunderschönen Seiten hierbei aber nicht vergessen.
Es war es absolut wert, hier ein bisschen Zeit zu verbringen! Der tolle Schnorcheltrip und der View Point waren unglaublich!
Sich selber ein Bild machen, anschauen und ausprobieren!
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