Tag 4 Elefantencamp und Silvester
- Heike Panagoulias
- 10. Nov. 2024
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Nov. 2024
Heute stand mein Ausflug zu einem Elefantencamp auf dem Plan. Ich wollte auf keinen Fall Elefanten reiten oder andere Camps besuchen, die auf Touristenattraktionen aus waren. So entschied ich mich für ein kleines Elefantencamp, das von uralten Elephant-Care-Families gegründet wurde. Hier leben sie relativ natürlich und artgerecht - soweit es natürlich geht. Wir alle wissen natürlich, dass das noch lange nicht artgerecht ist. Hier sind sie aber nicht in Ketten gelegt sondern leben gemeinsam als Familie in einer Herde. Diese ehemaligen gefangenen Elefanten können nicht einfach wieder ausgewildert werden, da durch Gefangenschaft z.B. die sozialen Herdenstrukturen aufgebrochen wurde. Sie sind zu sehr an den Menschen gewohnt und würden auf Futtersuche Felder und Plantagen zerstören, was den Konflikt zwischen Elefanten und Menschen schüren würde. Daher sind diese Camps eine gute Alternative. Man ist inzwischen ganz davon abgekommen, Elefantenreiten anzubieten. Natürlich sind diese Camps immer noch weit davon entfernt, artgerecht zu sein. Aber es geht in die richtige Richtung. Die Elefanten sind gerettete Elefanten-Familien, verstoßene und pflegebedürftige, aber auch ehemalige Arbeitselefanten, Zirkuselefanten oder Bettelelefanten. Sie leben hier friedlich in einem geschützten Raum. Für Tierschützer ist das natürlich alles noch zu wenig, aber wie gesagt, man ist auf einem guten Weg.

Doch erstmal zum Anfang.
Gebuchte Ausflüge in Thailand sind für jeden Touristen absoluter Comfort. Man wird vom Hotel abgeholt und selbstverständlich wieder zurückgebracht.
So wurde ich früh morgens von einem kleinen Bus abgeholt, ein kleiner luxuriöser Van. Voll klimatisiert, Ledersessel und viel Platz zum sitzen.
Wir waren eine nette kleine Gruppe von zwei Französinnen, einem Japaner, ein spanisches Pärchen und ich. Später kam noch eine singapurische Familie dazu.
Es war eine Fahrt von rund 1,5 Stunden mit einer kleinen Pause für Kaffee und Snacks. Unser Guide, Mister T sprach hervorragend englisch und er erzählte auf der Fahrt schon viel über Elefanten. Er war selbst ein Familienmitglied dieser Elefanten-Familien und es lag ihm viel am Herzen uns so viel Infos wie möglich zu geben. Er war ein wandelndes Elefanten-Lexikon.
Dort angekommen wurden wir erstmal mit super leckerem Pad Thai und Getränken verköstigt. Wir als Gruppe haben uns ein bisschen unterhalten und kennengelernt. Gleichzeitig bekamen wir noch jede Menge Infos über Elefanten in diesem Camp und zur Geschichte dieser Elefanten-Familien.
Anschließend gingen wir alle auf eine kleine überdachte Plattform und mussten uns ein rotes Oberteil überziehen. Das hatte einmal den Grund, dass Elefanten die Farbe mögen und zudem die Oberteile einen besonderen Duft an sich hatten den sie sehr mögen. Sie konnten uns also auf jeden Fall "gut riechen" was den Erstkontakt erleichterte und die Tiere waren nicht durch Parfum oder andere für sie unangenehme Gerüche gestresst. Wir wurden im Vorfeld auch gebeten, kein Parfum an diesem Tag zu benutzen.
Wir bekamen Instruktionen, wie wir uns verhalten sollen, was wir tun bzw absolut unterlassen mussten. Es dauerte eine Weile, bis die Elefanten langsam zu uns kamen. Uns wurde gezeigt, wie wir sie füttern können. Erst mit Abstand, damit wir uns an die Elefanten aber vor allem die Elefanten an uns gewöhnen konnten.
Natürlich mochten uns die Elefanten, wir fütterten sie ja auch mit leckerem Futter.
Nach und nach durften wir näher an sie heran und sie anfassen sofern sie es zugelassen haben.

Danach durften wir von dieser Plattform herunter und direkt zu den Elefanten. Auch ein Elefantenbaby war da, das sich immer wieder mal hat streicheln lassen. Allerdings war es mehr daran interessiert, mit einem der Betreuer dort zu spielen und rumzutoben.
An die größeren Elefanten haben wir uns anfangs alle nicht so recht herangetraut. Aber Mister T ermutigte uns. Die Tiere sind ganz ruhig dort gestanden und haben etwas gefressen. Wir hatten alle einen riesengroßen Respekt vor ihnen und haben eher Abstand gehalten und sie in Ruhe fressen lassen. Wir genossen alle die Nähe und waren fasziniert. Kaum einer sprach was. Es war eher, dass wir alle Fotos und Videos voneinander gemacht haben und den Tieren mit Respekt gegenüber traten.
Danach sind wir auf eine große Wiese, auf der noch mehr Elefanten standen, auch eine trächtige Elefantenkuh. Manche Elefanten folgten uns auf diese Wiese. Sicher wussten sie, dass es dort noch mehr Futter gab, hahaaaaa
Es war beeindruckend, die Herde gemeinsam auf der Wiese zu sehen. Sie waren sicher gestresst und in Habacht-Stellung, schließlich war ein kleines Elefantenbaby dabei.
Ein riesengroßer Elefantenbulle ging nur ein paar Meter entfernt an uns vorbei... omg! Er war so groß und diese Aura, die dieser Bulle hatte! Big Daddy
Wir hatten einfach nur Respekt
Anschließend wurde uns gezeigt, wie man leckere Snacks für die Elefanten herstellt. Es wurden einige Zutaten, unter anderem Bananen und Körner zu einer breiigen Masse gestampft. Danach formten wir sie zu kleinen Bällen. Die durften wir nun wieder an sie verfüttern. Dafür mussten wir aber sehr nah an sie ran. Wir waren alle sehr aufgeregt und letztendlich hat sich nicht jeder getraut.
Danach wurde uns in Aussicht gestellt, eventuell mit Elefanten baden gehen zu können. Wir hatten alle Schwimmsachen dabei und zogen uns um, aber natürlich unser rotes Oberteil wieder darüber. Es war nicht klar ob es klappt, da es den Elefanten überlassen wurde ob sie wollen oder nicht.
Es dauerte eine ganze Weile, und dann ist doch ein Elefant ins Wasser und hat schon regelrecht auf uns und eine Spa-Behandlung gewartet. Er hat es sichtlich genossen, von uns mit kleinen Eimerchen mit Wasser begossen zu werden. Es war unglaublich!
Und wenn sich so ein Elefant im Wasser von der einen Seite auf die andere dreht... oh wir hatten solchen Respekt! Aber der Elefant hat sich von uns bürsten lassen und er scheint es genossen zu haben. Selbst das Elefantenbaby kam irgendwann dazu und hatte seinen Spaß mit uns und wir natürlich auch.
Es war einfach toll, sehr viel mehr kann man dazu gar nicht sagen.
Es war inzwischen später Nachmittag und es wurde Zeit für den Heimweg. Wir machten alle eine zusätzliche Spende, weil uns die Familie von ihrem Engagement für Elefanten alle überzeugt haben. Uns hat es allen so gut gefallen, wir fühlten uns wohl und waren voller Input an Informationen über Elefanten.
Ein für mich wirklich unglaublich emotionaler Moment war auf dem Rückweg, als im Van Mr. T Musik anmachte. Wir alle waren ruhig und in Gedanken versunken, jeder musste das Erlebte von heute erstmal sacken lassen. Sicher war dem Guide dies bewusst, als er sich für den Song entschied. Sailing von Rod Stewart. Was er nicht wusste war, dass das ein Lied war, das mich schon mein ganzes Leben begleitet und nach Leons Tod auch nochmal eine besondere Bedeutung bekam. Ich habe in diesem Moment einfach die Kamera mitlaufen lassen, in der Hoffnung ich kann diesen Moment irgendwie festhalten. Ein Moment, in dem mir das Herz zersprang. Wer Leon kannte weiß, wie groß sein Herz für Tiere war. Sicher in vielen Punkten sehr kritisch in Bezug auf Tierhaltung. Ich weiß nicht was er von diesem Camp gehalten hätte. Aber ich glaube, er hätte wie ich es für eine gute Sache gefunden, die ihr bestmöglichstes geben, was vielleicht auch hier machbar ist. Und ich bin mir sicher, ihn hätten diese Erlebnisse heute genauso berührt und für einmalig empfunden. Das Füttern, Anfassen und Streicheln von so großen, eindrucksvollen Tieren hätten ihn beeindruckt. Es wäre vielleicht wieder ein Moment gewesen, auf den wir beide emotional mit der einen oder anderen Träne reagiert hätten, irgendwas zwischen Lachen vor Freude und Weinen vor Berührung.
Es hat mich einige tiefe Atemzüge gekostet, hier nicht in Tränen auszubrechen. Nicht weil ich mich geschämt hätte oder es mir peinlich gewesen wäre. Ich wollte diesen Moment nicht mit der Trauer teilen. Ich wollte diesen Augenblick damit verbringen, an ihn zu denken, mit einem Lächeln im Gesicht und mit offenem und leichtem Herzen. Das gelang mir nicht. Ich brach nicht in Tränen aus, aber ein Lächeln war sicherlich auch nicht auf meinem Gesicht. Aber ein sehr denkwürdiger Moment, den ich nicht vergessen werde und in meinem Herzen trage.
Nachdem wir wieder bei unseren Hotels abgesetzt wurden, machte ich erstmal eine Pause im Hostel.
Was für beeindruckende Erlebnisse mit diesen Elefanten! Ich war mir sicher, es dauert noch eine ganze Weile, das alles zu verarbeiten.
Es ist Silvesterabend und ich bin hier allein in Thailand... das war ein Gedanke, der mir in Deutschland ein bisschen zu schaffen gemacht hat.
Komischerweise jetzt, wo ich hier bin, eigentlich gar nicht mehr. Unser Tourguide Mr. T hat uns empfohlen, an das Osttor zu gehen. Da hatte ich ja schon gesehen, dass einiges für Silvester geplant und aufgebaut wurde. Also machte ich mich nach der kurzen Pause auf den Weg in die Altstadt. Es fand in den Hauptgassen, so nenne ich sie jetzt einfach mal, ein riesengroßer Nachtmarkt statt.
Ich hatte die Idee auf Tiktok live zu gehen, es war einfach zu schön, um das jemandem vorzuenthalten.

Es gab so wunderschöne Souvenirs, T-Shirts, Bilder und keine Ahnung was noch alle zu kaufen und ich war mit dem Rucksack hier in Thailand! Mit einem vollen Rucksack! Mir blutete das Herz. Ich kaufte mir ein Chiang-Mai-T-Shirt, in der Hoffnung dass das schon irgendwie noch reinpassen wird...
Ich ging mit meinen Followern Richtung Osttor.
Es waren wahrscheinlich alle die gerade in Chiang Mai waren, hier auf diesem Platz. Auf einer Bühne spielte Musik und überall war etwas geboten. Es kamen uns immer mehr Menschen mit einer Laterne entgegen. Ein junges Pärchen, ich und meine Follower online, haben uns dann zusammengetan um herauszufinden, wo diese Laternen verkauft werden. Sie sind eigentlich verboten. Nach unzähligen Hinweisen, wie z.B. in dem Geschäft musst du 3 Chang Bier kaufen, dann bekommst du eine, oder da hinten in dieser Gasse sitzt eine ältere Dame auf einem Wagen die auch Laternen verkauft... ich kann nur sagen, es war abenteuerlich!
Aber wir haben letztendlich eine illegale Verkaufsstelle gefunden und uns eine Laterne gekauft. Man faltet sie auseinander und schreibt Wünsche darauf. Anschließend entzündet man einen Ring am unteren Teil der Laterne bis sie sich mit warmer Luft gefüllt hat und lässt sie dann abheben, in dem man ihr einen kleinen Schubs in den Himmel verpasst.
So viel zur Theorie!
Kein Stift, kein Feuerzeug... na toll!
Aber das war kein Hindernis. Ich quatschte einfach alle möglichen Leute an, bis mir einer einen Stift hatte, mir beim anzünden half und letztendlich die Laterne losschicken konnte.
Leider stürzte meine Laterne ab, ins Wasser. Einige mögen jetzt der Meinung sein, das bringt Unglück. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich nahm es jedenfalls nicht so ernst. Ich hatte einen Riesenspaß mir die Laterne zu organisieren und es war einfach nur so nett von den Leuten, die mir alle geholfen haben!
Und meinen Followern auf Tiktok war es sicher auch nicht langweilig! Dennoch beendete ich den Livestream, es war ein langer Stream. Es ist auch ein bisschen anstrengend. Man verfolgt den Chat, beantwortet Fragen, muss auf den Weg schauen, den Chat unterhalten und selbst will man ja auch was sehen.
Es war fast Mitternacht. Ich machte mich wieder zurück zu diesem Platz, schaute den anderen aufsteigenden Laternen zu, die es in den Himmel geschafft haben und genoss die Atmosphäre.
So schön!
Während ich da stand, kamen mir auf einmal zwei junge Frauen entgegen. Wir konnten es nicht fassen. Es waren die beiden Französinnen vom Elefantencamp. Dieser Zufall! Hier waren sooooo viele Menschen und ausgerechnet wir begegnen uns hier wieder, inmitten dieser riesigen Menschenmasse. Es war unglaublich!
Durch die Lautsprecher wurde heruntergezählt und dann war es soweit! Happy New Year!
Ich fühlte mich wohl. Kein Anflug von der Sorge, diesen Moment hier "allein" zu verbringen. Ich meine, ich stand in einer unglaublich großen Menschenmasse und alle riefen sich Happy New Year zu. Eine junge Frau stand neben mir, sie schien es ziemlich mitzunehmen, hier allein zu sein. Ihr liefen die Tränen über die Wangen. Ich umarmte sie einfach. Es war ein emotionaler Moment. Ich, die sich selbst über diesen Moment Gedanken im Vorfeld gemacht hat, spendete Trost und fühlte sich pudelwohl.
Wär hätte das gedacht... ich jedenfalls selbst nicht!
Ich bin mir aber sicher es macht einen Unterschied, ob ich allein zu Hause auf dem Sofa gesessen wäre oder natürlich hier weit entfernt in fremder Umgebung. Geflasht von all den tollen Erlebnissen der letzten wenigen Tagen hier, schien mich nichts und niemand aufzuhalten, diese Zeit hier zu genießen. Es war für mich persönlich natürlich auch ein absolutes Highlight. Ein Meilenstein. Die Erkenntnis, ich kann sehr gut mit mir alleine sein. Diese Momente positiv mitnehmen. Es hat sich einfach gut angefühlt!
Ich genoss noch eine ganze Weile die ausgelassene Stimmung hier auf diesem Platz inmitten all diesen Menschen und machte mich dann aber irgendwann auf Richtung Hostel. Der Nachtmarkt war gerade dabei, wieder alles einzupacken und das Feld zu räumen. Viele andere Touristen und auch Einheimische gingen gemütlich durch die Gassen nach Hause. Ich war müde, mir taten die Beine weh von den vielen Kilometern der vergangenen Tage und die Zeitumstellung. Morgen war mein Chill-Tag, kein Ausflug. Einfach ausschlafen und entspannt noch ein paar Sehenswürdigkeiten in Chiang Mai genießen. Ich freute mich darauf, aber am meisten freute ich mich jetzt erstmal auf mein Bett!
Fazit des Tages:
Manchmal denkt man im Vorfeld zu viel nach. Man macht sich oft unnötig Sorgen. Wir leben zu viel in der Vergangenheit und zu viel in der Zukunft. Wir sollten uns viel mehr auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Das ist das Leben, das jetzt in diesem Moment stattfindet. Um es wie in unserem absoluten Lieblings-Familien-Film mit Oogways Worten zu sagen:
Lebe den Moment!
In dieser grauen Zeit bringt Deine Erzählung soviel Licht in unseren Alltag. Ich musste schmunzeln,teils bekam ich ein nasses Äuglein und die Laterne habe ich mit einem Wunsch, mitgeschickt ☺️.
Vielen Dank dafür.....
Du schreibst das so lebendig. Beim lesen bin ich in Chiang Mai und kriege Fernweh… back to Thailand