Ein „bis bald“, das niemals kam
- Heike Panagoulias
- 5. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
“Bis bald“ – zwei kleine Worte, die so alltäglich sind, dass wir kaum über sie nachdenken. Worte, die wir leicht sagen, weil wir fest daran glauben, dass es ein Wiedersehen geben wird. Auch ich habe sie gesagt. Leicht, selbstverständlich, ohne einen Gedanken daran, dass es ein letztes Mal sein könnte.
Ich wusste nicht, dass das nächste Mal, an dem ich ihr begegnen würde, an deinem Grab sein würde.
Ich erinnere mich an diesen Tag, als wäre er eingefroren. Ich öffnete die Tür, nichtsahnend, und da stand die Polizei. „Sind Sie Frau…?“ - ein Kloß im Hals, ein dumpfes Gefühl, das sofort ahnte, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor. „Bitte setzen Sie sich.“ Dieser Satz, den man sonst nur aus Filmen kennt, fiel mitten in mein Leben. Und dann die Nachricht, die alles zerstörte:
Du bist tot.
Es kann nicht sein. Es darf nicht sein. Es darf nicht wahr sein. Bis heute denke ich manchmal: Das kann nicht stimmen.
Und dann hallt dieses „bis bald“ nach. Ein Abschied, der keiner war. Worte, die für mich nie ihre Bedeutung verloren haben – nur dass ihr Echo heute unerträglich schwer wiegt.
Der Song „If I Would Have Known“ bringt genau das zum Ausdruck, was mich seitdem begleitet:
Hätte ich geahnt, dass es unser letztes Gespräch, unsere letzte Begegnung sein würde – ich hätte dich fester umarmt, länger gehalten, dir noch einmal alles gesagt, was mir wichtig war. Doch das Leben schenkt uns diese Vorwarnung nicht. Wir lieben, wir hoffen, wir verabschieden uns – und manchmal bleibt dieses „bis bald“ für immer unerfüllt zurück.
Und so sitze ich heute hier, fast wie damals, als die Nachricht mich traf. Immer noch fassungslos. Immer noch zwischen Realität und Unglauben. Und doch auch mit der Gewissheit: meine Liebe begleitet dich weiter. Auch über dieses „bis bald“ hinaus.
"If I would haven known, I'd hold you closer"
Diese Zeile berührt mich besonders. Denn ich frage mich bis heute: Habe ich genug festgehalten? Habe ich die letzten Momente bewusst genug gelebt? In der Rückschau wünscht man sich, man hätte noch länger gedrückt, noch mehr gesagt, noch stärker gezeigt, wie unendlich groß die Liebe ist.
"I'd never let you go"
Ein Ausdruck der Sehnsucht, dass man alles getan hätte, um den geliebten Menschen festzuhalten. Doch im Nachhinein weiß man, dass Abschiede sich nicht verhindern lassen – und das macht es so schmerzhaft.
"The hardest thing ist not seeing you again"
Genau das ist der Schmerz, der Tag für Tag bleibt. Es ist nicht nur der Moment des Abschieds, sondern die Dauer. Das Wissen, dass ich sein Lachen nie wieder hören, ihn nie wieder sehen werde. Jeder Alltag ist ein Erinnern daran, dass etwas fehlt, das nie mehr zurückkehrt.
"I'd say the things I never said"
Das Lied spricht von unausgesprochenen Worten. Auch ich habe so vieles, das ungesagt geblieben ist. Natürlich wusste er, wie sehr ich ihn liebe. Aber dennoch: Im Kopf laufen all die Sätze, die ich gern noch einmal gesagt hätte. Ein "Danke", ein "Ich bin stolz auf dich", oder einfach nur ein "Bleib noch ein bisschen". "Ich liebe dich"
Dieses Lied ist, als hätte jemand die Sprache meiner Trauer gefunden. Es beschreibt den Wunsch, die letzten Augenblicke anders zu leben, wissend, dass sie die letzten sind. Aber im Leben haben wir diesen Blick nie – wir wissen nicht, wann ein "bis bald" zum endgültigen Abschied wird.
Und so bleibt die Liebe. Sie trägt die Schuldgefühle, die Sehnsucht und die Erinnerung. Sie bleibt, auch wenn er Mensch nicht mehr bleibt.
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