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Wenn die Welt festlich leuchtet – und in mir alles dunkel bleibt

Die vorweihnachtliche Zeit beginnt, überall glitzert es, die Straßen wirken wärmer, freundlicher, heller. Und gleichzeitig fühlt es sich in mir genau umgekehrt an. Der Todestag liegt kaum hinter mir, und als hätte das allein nicht schon gereicht, schiebt sich die dunkle Jahreszeit auf meine Schultern wie ein zusätzlicher Stein, der mich noch schwerer macht.


Ich habe meine Therapie begonnen. Und obwohl ich wusste, dass sie Dinge hochholen wird, die ich lange weggedrückt habe, hat mich die Wucht trotzdem getroffen. Da ist keine vorsichtige Annährung. Keine sanfte Erkenntnis. Es ist ein Aufreißen. Ein Hinsehen-müssen. Ein emotionales Ausschlagen nach oben und unten, das mit jeden Tag neu trifft. Dazu die Diagnose: schwere Depression. Ein Stempel für etwas, das ich schon lange spüre, aber bisher einfach durch Funktionieren kaschiert habe.


Denn genau das bin ich: hochfunktional.

Ich breche innen ein, aber ich erledige meine Aufgaben.

Ich halte durch, obwohl ich eigentlich nicht mehr kann.

Ich gehe arbeiten, obwohl mein Körper schon längst nach „Pause“ schreit.


Und er schreit. Laut.

Der Tinnitus dröhnt so unerträglich, dass ich ihn nur noch mit Musik übertönen kann.

Der Bauch krampft, der Magen brennt, der Kiefer ist so verspannt, dass ich nachts davon wach werde.

Schmerzen, die ich inzwischen fast routiniert mit Medikamenten abfange.

Nicht weil es gut ist, sondern weil ich sonst nicht mehr funktionieren würde.


Und trotzdem frage ich mich jeden Tag:

Wofür?

Warum tue ich mir das an?

Für wen?

Für was?


Ich fühle mich, als hätte jemand in mir einen Sturm entfacht , der nicht mehr abzieht.

Gedanken, die keine Ruhe geben.

Gefühle, die sich überschlagen.

Eine innere Lautstärke, die kaum auszuhalten ist – obwohl ich mich gleichzeitig nach absoluter Stille sehne. Nach dem Moment, in dem nichts mehr weh tut. Nicht der Körper, nicht die Seele, nicht die Erinnerung, nicht die Zukunft.


Aber ich ziehe weiter durch.

Weil ich niemanden im Stich lassen will.

Weil Weihnachten vor der Tür steht und ich das Gefühl habe, funktionieren zu müssen.

Weil irgendwie alles gleichzeitig schwer und trotzdem machbar erscheinen muss – jedenfalls für alle, die zuschauen.


Vielleicht ist dieser Text für dich, der das liest, nur ein Einblick.

Für mich ist es Wahrheit.

Meine Gegenwart.

Meine Realität zwischen Verlust, Depression, Therapie und dem Versuch, trotzdem jeden Tag aufzustehen.


Ich sehne mich nach Ruhe.

Nach einem Atemzug, der nicht weh tut.

Nach einem Moment Frieden – innen, nicht außen.


Und vielleicht ist das der erste Schritt:

Es auszusprechen. Es zuzulassen. Es nicht länger kleinzumachen.


Ich hoffe, die Stille findet irgendwann zu mir zurück.

Nicht die Stille, die wie Leere klingt.

Sondern die Stille, die heilt.



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